Ohne Titel (Untitled), Studie, 15-017
Reisch, Michael
Michael Reisch hat aus Anlass seiner Ausstellung Post-Photographic-Prototyping 2018 eine 12-teilige Edition für den Kunstverein Ruhr geschaffen, die eine beeindruckende Wegmarke innerhalb der digitalen Fotografie als künstlerisches Medium darstellt. Wir sehen ineinander gestaffelte, räumlich wirkende Strukturen, die prima Vista an lamellenartige Schichtungen von Papier, oder an eine komplizierte Faltung von Stoffen erinnern. Dieses durchaus „gegenständlich“ anmutende Foto ist indessen vollkommen ohne Kamera entstanden, es wurde unter Zuhilfenahme von Bildprogrammen in einem Computer generiert, auf dem Monitor visualisiert und schließlich ausgedruckt. Am Ende haben wir ein beeindruckendes „abstraktes“ Bild vor uns. Das, was wir da kontrastreich und im Rahmen seiner Vergegenständlichung auch glaubhaft vor uns sehen, existiert nicht außerhalb dieses Bildes. Es ist kein „Abbild“ im Sinne der traditionellen Auffassung von Fotografie, bei der am Ende das, was sich einmal vor dem Objektiv einer Kamera befunden hat, dokumentarisch festgehalten wird. Reischs Fotoarbeiten gleichen so gesehen eher Experimenten als herkömmlichen Bildfindungen. Die Fotografie generiert ihre eigenen Motive, bedient sich ihrer und überführt sich dadurch selbst (weil sie sich als Kunst im Sinne eines Experimentalsystems versteht) einer Kritik und Revision.